Kruzifix-Urteil: Drohungen, Einschüchterungen

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Katholische Schmierereien. Quelle: uaarvarese.wordpress.com

PADOVA. (UAAR/hpd) Nach dem Urteil über die Kruzifixe in den Klassenzimmern Italiens durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte werden die Verfechter des Urteils verfolgt und bedroht.

Die italienischen Atheisten zeigen zahlreiche Bedrohungen und Verfolgungsepisoden an, die gegen sie nach dem Urteil des europäischen Menschengerichtshofs über die Unrechtmäßigkeit des Kruzifixes in den Klassenzimmern verübt wurden. Drei Kreuze neben der Aufschrift “Christo” sind auf die Einfriedung des Hauses der Familie gemalt worden, die das gerichtliche Vorgehen in die Wege leitete. Die UAAR hat Drohbotschaften und Beschimpfungen durch Mail bekommen. Die Facebookgruppe “Wenn du das Kruzifix abnimmst, schneide ich dir die Hände ab” hat schon 15.000 Mitläufer. Kruzifixe zusammen mit der Aufschrift “Eure Vernunft wird unsere Überlieferung nicht tilgen”, sind auf die Tür der Geschäftsstelle der UAAR in Treviso gehängt worden. Und am vergangenen Wochenende explodierte vor der römischen Stelle der Radikalen Partei eine Papierbombe, die mit einem Kruzifix unterschrieben war.

„Es scheint uns offensichtlich“, meinte Raffaele Carcano, der nationale Sekretär der UAAR, „dass diese Angriffe die Früchte des von La Russa , Sgarbi, Santanchè, Meluzzi und von den Bürgermeistern des Nordischen Bundes (Lega Nord) inszenierten Prangers der Massenmedien sind. Das ist die Stammgesellschaft, die stets jeden rückhaltlos beleidigt hat, der lediglich versuchte, ein konstitutionelles Prinzip zu verteidigen. Dieselben, die sich im Namen jenes konstitutionellen Rechts verpflichteten, sehen ihre eigene Freiheit eingeschränkt. An die Familie von Abano Terme, die in der Mitte des Angriffssturms steht, geht die ganze Solidarität der italienischen Atheisten und Agnostiker.“

Das ohrenbetäubende Schweigen der Kirchenhierarchie

Carcano meinte weiterhin, die italienischen Menschenrechtler müssten „das ohrenbetäubende Schweigen der Kirchenhierarchie über diese Ereignisse“ hervorheben. Die Kirchen seien aufgefordert, diese Angriffe gegen die Verfassung „eilig zu verurteilen“. Er fuhr fort: „Wenn sie uns wirklich überzeugen wollen, dass das Kruzifix ein Symbol der Liebe ist, wird es ihnen nicht dadurch gelingen, indem sie an dieser Stelle schweigen.“ Vor allem liege es auch im Interesse der Katholiken selbst, so Carcano, dass die kirchliche Hierarchie vor demjenigen stehen sollte, der tatsächlich katholisch sei, und der vielleicht eine andere Art von Dialektik in dieser Angelegenheit erwarte.

Gabriella Bertuccioli